Winkler, Sie mUssen schreiben!. Mit diesem Satz ermutigte mich 1982 ein Berufsschullehrer (Ernst Reimann) dazu, das Talent, das er in mir sah, zu entwickeln. Dabei war das schOne Schreiben von Hand nur eines von vielen Themen, die während der Ausbildung zum "Werbetechniker" anstanden. Etwas frUher hieB dieser Beruf noch "Schriftenmaler," aber die Technik hatte das Malen der Schriften längst eingeholt und dementsprechend veränderten sich auch das Berufsbild und die Ausbildungsinhalte. Mir war klar, dass mein Vater Harry als Kartograf (Landkartenzeichner) und dessen Vater Erich als Lithograf (Steindrucker) mir etwas von der Liebe zur Gestaltung und zur Schrift mitgegeben hatten. Schon als Kind bewunderte ich die sauberen kleinen Buchstaben, die mein Vater zeichnen konnte oder die gleichmäBige Schrift in den Briefen meines in der DDR lebenden GroBvaters. Und so war es nur der letzte AnstoB, den der aufmerksame Lehrer mir gab, mich hier zu entwickeln. Im Laufe der nächsten Jahre besuchte ich Kalligrafen oder Kalligrafinnen wie Andreas Schenk und Lisa Beck, nahm an Kursen von Gottfried Pott, Karlgeorg Hoefer, Silvia Izi, Jovica Veljovic, Helga HOhn-Stjerna, Thomas Ingmire, Laurie Doctor, Hildegard Korger oder dem Kalligrafen des Bundespräsidenten teil, um einige zu nennen, die mir in Erinnerung geblieben sind und mich geprägt haben. Und schon frUh hatte ich Gelegenheit, andere in der Kunst der schOnen Schrift zu unterrichten und so nicht nur das anzuwenden, was ich gelernt hatte, sondern auch mOglichst gut weiterzugeben, was ich von meinen Lehrerinnen und Lehrern mitbrachte. Nun ist es das Eine, schOne Buchstaben schreiben oder zeichnen zu kOnnen - etwas ganz Anderes jedoch, daraus auch ein ansprechendes Blatt oder Bild zu gestalten. Hierin musste ich mich lange Uben und mich auch bei Vorbildern auBerhalb der Kalligrafie, etwa beim Typografen Kurt Weidemann, umsehen. Dabei wurde mir im Lauf der Zeit immer klarer, dass eine moderne Kalligrafie im Zeitalter von Computern und Grafikprogrammen nicht dadurch glänzen kann, dass sie (wie noch im letzten Jahrhundert) perfekte Buchstaben aufs Papier bringt. Das kann ein Computer und ein guter Drucker mindestens so gut wie der beste denkbare Kalligraf. Was aber nur eine menschliche Hand im Zusammenspiel mit kUnstlerischem Auge, kreativem Mut und Erfahrung vermag ist, einem Text Leben einzuhauchen. Wo ein gedruckter Satz allzuoft farb- und leblos wirkt, spricht uns ein fein geschriebener GruB oder Name weitaus mehr an, selbst wenn er nicht perfekt ist, vielleicht sogar schief und krumm. Ziel dieser Sammlung von 555 Kalligrafie-Bildern ist es also, denjenigen mOglichst viel Freude zu bereiten, die schOn gestaltete Texte mOgen und auch jene zu eigenen Werken anzuregen, die sich in der Kunst der Kalligrafie weiterbilden mOchten. Wobei auch das Nachschreiben, also die mOglichst genaue oder die freie Kopie einer Kalligrafie zur Bildung und zum Training taugt - weshalb ich es in meinen Kursen auch den Teilnehmenden regelmäBig ans Herz lege. Das Buch ist so angelegt, dass jeweils rechts die Bilder gezeigt werden und links die dazu gehOrenden Erläuterungen, z.B. zu Werkzeug, Farben, Schriftarten und OriginalgrOBe.
- | Author: Werner Winkler
- | Publisher: Independently published
- | Publication Date: Aug 24, 2018
- | Number of Pages: 500 pages
- | Language: German
- | Binding: Paperback
- | ISBN-10: 1719877262
- | ISBN-13: 9781719877268